Bordeaux Subskription 2022: Same procedure as every year

Der Jahrgang 2022 wurde von allen Kritikern mit Spannung erwartet und natürlich wird auch dieser Jahrgang, wie könnte es anders sein, als «Jahrgang des Jahrhunderts» bezeichnet. Doch auch in diesem Jahr wird, wie bei allen Jahrgängen, der Markt über Erfolg oder Misserfolg der 22er-Kampagne entscheiden.

Was muss man wissen?

Der Sekundärmarkt hat sich in den letzten zehn Jahren stark verändert und damit auch das En Primeur-System. Es ist komplexer und differenzierter geworden. Der Einfluss und die Gewichtung der einzelnen Kritiker haben sich in den letzten Jahren stark verändert. Hinzu kommt, dass die Schlösser auch einen empfohlenen VP empfehlen und in letzter Zeit auch ihre Lagerhaltung stark ausgebaut haben.

Einige Produzenten tun dies sehr erfolgreich, andere tun sich schwer damit. Fakt ist aber, dass diese Massnahmen fast einer Preiskontrolle gleichkommen.

Das wirtschaftliche Umfeld der diesjährigen En Primeur-Kampagne ist nicht gerade rosig und es weht ein gewisser wirtschaftlicher Gegenwind und so sind die Preise wie auch die Erntemengen im Vergleich zu den Vorjahren etwas unter Druck und die Châteaux werden hoffentlich das wirtschaftliche Gesamtbild nicht aus den Augen verlieren, denn viele der grossen Jahrgänge der letzten Jahre haben sich für Sammler und Investoren nicht wirklich gelohnt. So überlegen sich viele Kunden zu Recht sehr genau, ob sie in einen En-Primeur investieren sollen.

Der Bordeaux-Jahrgang 2022

Long story short, der Jahrgang 2022 war ein Jahr der Extreme, ein Jahr der Höhen und Tiefen. Extreme Temperaturen, extreme Trockenheit und sehr wenig Niederschlag fassen das Jahr wohl am besten zusammen.
Die gute Nachricht: Die Winzer haben gelernt, damit umzugehen. Und so sind zwar die Mengen um fast 50% eingebrochen, dafür ist das, was in die Flasche kommt, qualitativ umso bemerkenswerter.

Top scores der Weinkritiker

Jancis Robinson

Top-Score Jancis Robinson (c)weinkellerschweiz.ch

Bei Jancis Robinson erhielt von allen verkosteten Weinen nur einer die Höchstnote von 19 von 20 Punkten: Château Mouton Rothschild. James Lawther MW lobte seinen „wirklich erstaunlichen“ Gaumen und beschrieb ihn als „sanft, sinnlich, aber voll von poliertem Tannin“. Er wagte sogar zu fragen, ob der Wein ein moderner 1986er“ sein könnte.

Die Spitzenweine sind sehr gleichmässig auf die Appellationen verteilt, nur Pauillac taucht zweimal auf. Château Lafite erhielt sogar die zweitbeste Bewertung von 18,5 Punkten.

Jancis Robinsons Notizen findet man auf jancisrobinson.com

Jeff Leve

Leve war voll des Lobes über den diesjährigen Jahrgang. In seiner Pressemitteilung sagte er: „Ich liebe den 2022 Bordeaux“ und fügte hinzu, dass „die Weine aufregend, sinnlich und frisch sind. Sie haben Charakter, Stil, Langlebigkeit und verkörpern alles, was Bordeaux heute ausmacht.

Er merkte jedoch an, dass er „wahrscheinlich ein bisschen enthusiastischer als seine Kollegen über den Jahrgang“ sei. In der Tat spiegelt sich Leves Wertschätzung in seinen Bewertungen wider: Er hat 23 Weine mit 98-100 Punkten bewertet – mehr als jeder andere Kritiker.

Leves Notizen zum Jahrgang findet man auf thewinecellarinsider.com

Adrian van Velsen

Die Bestenliste von Adrian van Velsen, vvwine.ch (c)weinkellerschweiz.chAdrian van Velsen hat Paradoxe zum Jahrgang 2022 festgestellt und scheint ebenso vom Jahrgang überzeugt zu sein.

1. Veilchen: Noch nie habe ich so oft das Wort Veilchen benützt. Wenn sich Excel nicht verzählt hat, notierte ich dieses Wort bei 106 von 514 Weinen, also bei rund jedem fünften Wein. Und bei ganz vielen anderen Weinen habe ich florale Noten wahrgenommen, eine aromatische Eigenschaft, die sonst eher Weinen aus dem Barolo oder dem Burgund zugeschrieben wird. 2022 ist in Bordeaux ein unglaublich «florales Jahr», was paradox klingt für einen Jahrgang, der von Wärme und Trockenheit geprägt war.

2. Paradoxe: Statt «üppige Fruchtbomben» findet man viele «frische und elegante» Weine, statt 15% Alkohol verfügen die meisten Weine über 14% oder 14.5% – das ist natürlich mehr als vor 20 Jahren aber nicht mehr als in anderen Topjahren wie 2018, 2019 oder 2020. Und, statt herben Tannin-Bomben, die nach 20+ Jahren Lagerung schreien (und dann auch nicht besser sind…) verfügen die 2022er Bordeaux’ grossmehrheitlich über eine hervorragende Balance aus seidigen, salinen Gerbstoffen und delikater Frucht. Ich gehe davon aus, dass viele Weine nach rund 5 bis 7 Jahren bereits Spass machen und dennoch ein ausgezeichnetes Reifepotential aufweisen. Die Winzer haben dazugelernt, es wurde weniger extrahiert, weniger Remontagen gemacht, es wurde darauf geachtet, dass man nur die Tannine der Traubenhäute und nicht die der Kerne respektive des Barriques in den Weinen findet. Dies ist grossmehrheitlich gelungen, einige unschöne Ausnahmen – so z.B. im Haut-Médoc, Pessac-Léognan oder Pauillac – findet man dennoch.

Adrian van Velsen sein Report und Notizen zum Jahrgang findet man auf vvwine.ch

Antonio Galloni

Top-Score von Antonio Galloni (c)weinkellerschweiz.chWährend einige den Jahrgang und seine Anbaubedingungen mit 2003 verglichen haben, ist Galloni anderer Meinung: „Die Weine sind sogar noch überraschender, da sie überhaupt nicht den Archetypen von Jahrgängen mit diesen Bedingungen entsprechen“. Seiner Meinung nach vereinen die besten 2022er Weine Geschmacksintensität, Energie und Finesse auf eine Art und Weise, die er wirklich als magisch bezeichnen kann“.

Galloni nimmt sich auch einen Moment Zeit, um über den Zustand des Marktes und die makroökonomischen Bedingungen für die diesjährige En Primeur-Kampagne nachzudenken. Er weist darauf hin, dass sich die steigenden Zinssätze negativ auf die Negociants auswirken könnten, die oft auf Bankkredite angewiesen sind, um ihre volle Zuteilung von den Châteaux zu erhalten, da sie befürchten, diese zu verlieren.

Der Erfolg der Kampagne, so Galloni, wird davon abhängen, wie attraktiv die Preise der Weine in diesem Jahr sind. Wenn sie sich nicht verkaufen, so Galloni, „können die Eigentümer in den Spiegel schauen, um die einzige Erklärung dafür zu finden“.

Alle Notizen und Bewertungen von Galloni findet man auf vinous.com

Wine Advocate
top scores von Wine Advocate (c)weinkellerschweiz.ch

Ein Kritiker von dem ich viel halte ist William Kelly. Er steht seit über fünf Jahren im Dienste von Robert Parker. Hat aber auch seinen eigenen Blog. Für Kelley waren die Weine des Jahrgangs 2022 „eine Überraschung“. Nach einer Vegetationsperiode, die von grosser Hitze und Trockenheit geprägt war, zeigte sich der Kritiker beeindruckt von der „aromatischen Vielfalt und Frische“ der Weine, ihrer „texturellen Feinheit und ihrem Charme“.

Allerdings ist das Bild nicht rundum rosig. Auch wenn sich Sonne und Hitze für einige Gebiete als vorteilhaft erwiesen haben, ist die Qualität der erzeugten Weine nach Ansicht des Kritikers sehr heterogen. Kelley beschreibt die weniger erfolgreichen Weine des Jahrgangs als „marmeladig, adstringierend und rustikal“. Interessanterweise hebt er hervor, dass die Ergebnisse auf allen Ebenen der Hierarchie gemischt sind, wobei einige der eher unterbewerteten Terroirs grosse Weine hervorbringen. Folglich ist 2022 kein Jahr, in dem man blind kaufen sollte“.

Kelley weist auch darauf hin, dass „die Qualität der Zweitweine in diesem Jahr besonders hoch ist“; „die besten Zweitweine des Jahres 2022“, sagt er, „weisen eine ähnliche Struktur und Textur auf wie ihre Grand-Vin-Pendants“ und „verdienen in diesem Jahr eine ernsthaftere Betrachtung“. Aus diesem Grund haben einige Weingüter (Cheval Blanc, Giscours, Corbin) beschlossen, keinen Zweitwein zu produzieren.

In Bezug auf die Preise gibt der Kritiker das Gefühl der Branche wieder, dass „nur wenige Negociants aus Bordeaux in der Lage sein werden, einen Jahrgang zu verkraften, der sich nicht an den Endverbraucher verkauft“, da sie der „bullischen“ Preisdiskussion zu Beginn des Jahres überdrüssig sind. Er ist jedoch optimistisch und hofft, dass die hohen Preise der besten Weingüter „nicht von den Reichtümern ablenken, die Bordeaux heute zu bieten hat“.

Alle Notizen und Berichte von Kelly findet man auf robertparker.com

Jeb Dunnuck

Der Weinkritiker ist voll des Lobes für den Jahrgang, obwohl er schnell darauf hinweist, dass „die extreme Vegetationsperiode zu sehr unterschiedlichen Stilen zwischen den Regionen und den Terroirs führte“. Insgesamt war Dunnuck jedoch beeindruckt von der „unglaublich hohen“ Qualität der Weine von beiden Banks. Seine Bewertungen spiegeln seine Begeisterung wider, denn 13 Weine haben in seinen Augen das Potenzial zur Perfektion.

Zu den herausragenden Regionen gehören für den Dunnuck das nördliche Médoc und Graves sowie Saint-Emilion und Castillon am rechten Ufer. Pomerol wurde als „etwas unberechenbarer“ eingestuft, hat aber „einige legendäre Weine“.

Jeb Dunnuck, der überlegt, ob er En Primeur kaufen soll, erinnert an seine vier Gründe für die Teilnahme an einer Kampagne: 1) Wenn es sich um einen grossen Jahrgang handelt; 2) wenn zu erwarten ist, dass die Weine im Preis steigen; 3) wenn die Mengen begrenzt sind; und 4) wenn Sie Weine in anderen Formaten als 750-Millimeter-Flaschen kaufen“.

Dunnuck weist darauf hin, dass der Jahrgang 2022 „eindeutig ein grosser Jahrgang ist“ und dass die Erträge im Durchschnitt um 15-20 % gesunken sind, so dass die Kriterien 1 und 3 erfüllt sind. Die Preisüberlegung ist jedoch weniger eindeutig. Dunnuck erinnert daran, dass der Jahrgang 2020 gerade physisch wird und dass einige 2018er und 2019er noch auf dem Markt sind. Daher schreibt er: „Wenn die Preise auf einem Niveau freigegeben werden, bei dem es keinen Preisanstieg gibt, bis sie abgefüllt und in den Regalen der Einzelhändler stehen, gibt es keinen Grund, warum die Leser ihr hart verdientes Geld zu diesem Zeitpunkt auf den Tisch legen sollten“.

Jane Anson

Jane Anson hebt hervor, dass sie im Gegensatz zu ihren Kollegen bei En Primeur nur Spannen für potenzielle 100-Punkte-Weine angibt, während alle anderen Weine eine einzige Note erhalten. Sie sagte:

„Wenn Sie meine Bewertungen lesen, sollten Sie eine Sache beachten. Ich gebe in meinem Punktesystem nur Spannen für die potenziellen 100 Punkte bei En Primeur an (also 98-100). Ansonsten habe ich mich dafür entschieden, weiterhin eine einzige Punktzahl zu vergeben, wie ich es bei Decanter getan habe. Das macht mich zu einem Ausreißer im Vergleich zu anderen Kritikern, aber ich glaube, dass es für die Verbraucher hilfreicher ist. Eine Spanne von 92-95+ zum Beispiel, die ich anderswo regelmäßig sehe, ist einfach nicht hilfreich, wenn es darum geht zu entscheiden, ob man einen En Primeur kaufen soll oder nicht. Eine zu weite Spanne ist bedeutungslos, eine zu enge Spanne macht die Entscheidung nicht einfacher. Wenn die Wahrscheinlichkeit besteht, dass der Wein in der Flasche aufgewertet wird, erwähne ich dies in der Verkostungsnotiz.“

Alle Notizen und Berichte von Jane Anson finden Sie auf janeanson.com

Natürlich gehören diese Weine nicht zu den billigsten, die man sich in den Keller legen kann. Deshalb hier eine Liste von Weinen, die den Geldbeutel etwas schonen.

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