Wein sammeln ist ein echtes Abenteuer!

Es gibt so viele Weingüter auf der ganzen Welt, dass man sich leicht darin verlieren kann. Von den über 60’000 Weingütern auf der Welt, schaffen es aber nur eine Handvoll Produzenten, den begehrten Blue-Chip-Status eines Weinsammlers zu erreichen. Im Verhältnis ist das wirklich eine sehr, sehr kleine Gruppe von Winzern, die mit ihren Weinen die Herzen der Weinliebhaber höher schlagen lassen. Diese werden dann jahrein, jahraus, immer wieder gehandelt, was den Eindruck erweckt, dass sie kaum jemals ihrem eigentlichen Zweck dienen – dem Trinken.

„Traditionell konzentriert sich das Weinsammeln auf die Weine aus Bordeaux und Burgund“, sagt Philipp Uehlinger, Geschäftsführer von weinkellerschweiz.ch. Und das aus gutem Grund: „Über Jahrzehnte hinweg haben diese Weine bewiesen, dass sie gut altern und als Investition an Wert gewinnen“, erklärt Uehlinger. Die meistgesammelten Weine sind wirklich grossartig. Doch dieses Muster hat auch Nachteile: Es führt nämlich dazu, dass wir immer nur die gleichen Weine sammeln. Dabei gibt es so viele andere Regionen auf der Welt, die hervorragende Weine herstellen. Georgien, Griechenland und Osteuropa haben schon lange vor Frankreich Wein hergestellt. Daher ist es wirklich erstaunlich, dass nur zwei völlig unterschiedliche französische Regionen Weine hervorbringen können, die Sammler für würdig halten. Bordeaux-Liebhaber sollten sich zum Beispiel das Loire-Tal und die Weine von Catherine et Pierre Breton anschauen. Die legendären Jahrgänge 1989 oder 1996 verblüffen mit Frische und Komplexität. Ein weiterer Produzent, den man unbedingt im Auge behalten sollte, ist das Weingut Werlitsch aus der Steiermark in Österreich. Ihre Ex Vero II und Ex Vero III reifen wunderschön und begeistern uns mit einer Qualität, die uns in Staunen versetzt. Sie sind eine Offenbarung und bewegen uns auf eine Weise, wie es ein (immer mal wieder enttäuschender) weisser Burgunder nie könnte.

Es geht beim Sammeln nicht nur um Geschmack und Qualität, Denn viele Flaschen werden einzig wegen ihres Etiketts gekauft und oft gar nie geöffnet. Der stärkste Beweis dafür könnten die gefälschten Weine sein, die im Laufe der Jahre im Umlauf waren; merkt ja eh keiner was drin ist, hauptsache die Etikette stimmt, so könnte man meinen.

Aber vielleicht liegt es auch einfach an meiner Naivität als Weinromantiker, dass ich Wein als Prestigeobjekt nicht wirkklich unterstützen kann. Mit Genuss schmeckt er oft am besten, wenn er mit den Menschen geteilt wird, die wir besonders gerne mögen. Aber oft wird auf der ganzen Welt in Restaurants die beste und teuerste Flasche Wein bestellt, nur um sie mit der Etikette zum Nachbarstisch hinzustellen.

Und wer meint bei den „Naturals“ sei das andert, der irrt. Der Aufstieg der Naturweinbewegung hat die Dinge zwar etwas durcheinander gebracht, aber selbst in dieser Subkultur gibt es einen Etikettenhunger, der die sogenannten „Instagram-Weine“ geschaffen hat.

All dieses Verhalten hat zu abnormen Preissteigerungen bei bestimmten Weinen geführt. Und das Beste daran ist, dass die Winzer meist nur einen Bruchteil der Einnahmen bekommen. Einige Weingüter, wie Domaine de la Romanée-Conti (DRC), versuchen, dagegen vorzugehen, indem sie diejenigen, die ihre Weine handeln, von ihrer Zuteilungsliste streichen. Aber es ist wirklich schwer, die Flaschen zu verfolgen, besonders wenn die Fotos der Auktionshäuser die Flaschennummern verwischen.

Ich finde, es ist daher viel lohnender, diese unglaubliche Vielfalt zu geniessen. Denn gerade in Zeiten wie diesen, wo die Preise sinken, macht das Trinken viel mehr Freude als das Verkaufen!