Alle Weinbewertungen für die Bordeaux Primeur 2023, oder: «Und täglich grüsst das Murmeltier»
Wie immer haben wir ein sehr gutes Jahr, wenn nicht sogar das zweitbeste. Aber im Ernst, es kann nicht das beste sein, denn der Preisverfall in der diesjährigen Primeurkampagne sucht seinesgleichen. Mit bis zu minus 40% versucht man die Käufer wieder ins Boot zu holen. Eine Analyse warum und wieso, kann man hier nachlesen
Ganz losgelöst von der Preisdiskussion stehen die Einschätzungen der Ehrenwerter Weinkritiker, die für uns die Schwerstarbeit übernehmen und auf die wir uns Jahr für Jahr verlassen können.
Wir fassen einige der besten Bewertungen zusammen. Und wer ganz bis zum Ende des Berichts liest, findet die Top-Value-Liste von Adrian van Velsen. Smart Buys, for smart people
Adrian van Velsen top score Bordeaux 2023
2023 ist stilistisch ein zeitgenössisch-klassischer Jahrgang. Zeitgenössisch, weil die Cabernets, nicht zuletzt aufgrund des Klimawandels, noch einmal voll ausreifen konnten und die Weine in vielen Fällen über feine, reife Tannine verfügen, wie man sie von eher warmen Jahrgängen kennt (2023 war ähnlich warm wie 2022, nur mit viel weniger Sonne und Licht).
Im Ausdruck sind die Weine jedoch klassisch, sie haben moderate Alkoholwerte und strahlen eine unglaubliche Frische aus. «Klassisch» darf aber nicht mit «unreif» verwechselt werden, denn grüne, austrocknende Tannine findet man in den guten, sehr guten und exzellenten 2023er Weinen nicht. Viele Weine werden daher schon früh Trinkvergnügen bereiten, aber dennoch über ein grosses Reifepotenzial verfügen.
Janes Auston’s top score Bordaux 2023
Der Jahrgang 2023 hat zwar nicht den „Wow-Faktor des 2022“, aber Jane Anson ist der Meinung, dass er „daran erinnert, dass Bordeaux sich durch eine mühelose Konstruktion auszeichnet und ausgewogene Weine hervorbringt, die auf lange Sicht Freude bereiten“. Anson begrüsst „eine Rückkehr zu einem nuancierteren, terroir- und gutsbezogenen“ Ansatz und fügt hinzu, dass „das rechte und das linke Ufer in ihrem jeweiligen Charakter viel ausgeprägter sind“ als im letzten Jahr.
Alle vier potenziellen 100-Punkte-Weine von Anson stammen aus dem linken Ufer, was deutlich macht, dass 2023 ein Jahr des Cabernet Sauvignon ist“. Sie merkt an, dass man zwar nicht zu lange warten muss, bis diese Weine fertig sind, aber viele haben die Struktur, um lange zu reifen“.
Lisa Perrotti-Brown top score Bordeaux 2023
Perrotti-Brown kann man im kurzen wie folgt zusammenfassen: Mehltau, späte Hitzewellen und Ernteentscheidungen, waren die Stichworte auf die es ankam und den Unterschied zwischen Mittelmass und Grösse gab. Die Weingüter, die in der Lage waren, die Tücken der Vegetationsperiode angemessen zu bewältigen und die auf die Reife warteten, brachten hervorragende Weine hervor.
«Einige klassisch gestylte Weine auf dem Gipfel der Grösse sind entstanden».
Perrotti-Brown empfiehlt den Käufern von Pomerol und Saint-Émilion den Jahrgang 2023. Merlot und Cabernet Franc, die früher reifen, kamen mit den Wetterbedingungen des Jahrgangs 2023 besser zurecht. An beiden Ufern der Flussmündung„ ist jedoch bei einigen Weinen eine Dünnheit in der Mitte des Gaumens und ein kurzer Abgang festzustellen“. Perrotti-Brown zufolge ist dies „letztlich auf den übermässigen Anbau und die Verdünnung durch Regen zurückzuführen“. Dennoch sind dem Kritiker im Médoc und im Pessac-Léognan Weine von „wahrer Grösse“ aufgefallen.
Antonio Galloni’s top score Bordeaux 2023
Laut Antonio Galloni (Vinous) ist der Jahrgang 2023 zwar „nicht durchweg ein grosser Jahrgang, aber viele der Weine verdienen grosse Aufmerksamkeit“. Wer Geld hat, die nötigen Investitionen zu tätigen und die Mehrarbeit bezahlen zu können, der konnte grosse Weine produzieren.
Galloni hebt „die Entwicklung hin zu kleineren Gärbehältern“ hervor, die es „den Weinbergsverwaltern ermöglichen, mit grösserer Präzision zu ernten“, als „eine der bedeutendsten Entwicklungen in Bordeaux“.
Galloni vermeidet zwar Verallgemeinerungen, gibt aber „dem linken Ufer in diesem Jahr einen leichten Vorteil“, da der Merlot stärker von Mehltau und Verdünnung betroffen war als Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc. Besonders beeindruckt war er vom „hohen Qualitätsniveau und der Beständigkeit“ der Weine aus Saint-Estèphe und Margaux.
Der Kritiker bezeichnete 2023 als einen „epischen Jahrgang“ für Sauternes und Barsac.
Neil Martin’s top score Bordeaux 2023
Neal Martin (Vinous), der den Jahrgang 2023 als „dalmatinischen Jahrgang“ bezeichnet, berichtet von einer „uneinheitlichen“ Qualität, die vor allem von weinbaulichen Entscheidungen abhängt.
Auch er sieht den Umgang (wie überraschend) mit dem Mehltau als Key. Martin weist auch auf ein „Qualitätsgefälle“ hin, ist aber dennoch der Meinung, dass der Jahrgang 2023 „mit einer Reihe von bezaubernden Weinen glänzt.Bei diesem Primeur“, so Martin‚ muss man unbedingt die Qualität vom Preis trennen‘. Über die Châteaux sind Weine von „erstaunlicher Qualität“ verstreut. Die „Mängel“ sind jedoch ebenso vielfältig und „umfassen einige der berühmtesten Namen des Bordeaux“.
Auch Martin beschreibt den Jahrgang 2023 als einen „eindeutig grossen“ Jahrgang für trockene Weissweine. Dieser Jahrgang des trockenen Sauternes ist der beste, den er je erlebt hat“. Aber auch Süssweine kommen gut weg. Denn die Bedingungen für Mehltau sind dieselben wie für die Edelfäule.
Wine Advocate top score Bordeaux 2023
Kelley beschrieb den Jahrgang 2023 als ein „faszinierendes Paradoxon“. Dieses Paradoxon, so Kelley, spiegelt sich in der Beschaffenheit der Weine wider und wird sich auch in den Preisen widerspiegeln, zu denen sie auf den Markt kommen. Eine warme Vegetationsperiode hat dazu geführt, dass die besten 2023er „vollreife Tannine und das weiche, nahtlose Mundgefühl eines sonnigen Jahrgangs wie 2019“ aufweisen, während der Mangel an Sonnenschein „lebendige Aromen und Geschmacksnoten, die an frische Früchte und Blumen erinnern, die eher auf ein kühleres Jahr hindeuten“ ermöglicht hat.
Adrian van Velsens top value Bordeaux 2023
Und zu guter letzt, wie besprochen, die Value Liste von Adrian van Velsen. Man kann jetzt natürlich behaupten ein Haut-Brion für 360.- ist ein top value. Aber wir habe uns entschieden hier Weine zu berücksichtigen, welche die Fr. 100.- wohl nicht überschreiten werden.
Uns nimmt nun wunder, welche Weine werden Sie subskribieren? Und wissen Sie, dass Sie als Kunde von weinkellerschweiz.ch Ihre subskribierten Weine direkt zu uns senden können?
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