Bernhard Huber, Malterdingen Chardonnay, Alte Reben

Die Zisterziensermönche entdeckten in Malterdingen das gleiche Terroir, den »Muschelkalkverwitterungsboden«, wie in ihrem geliebten Burgund. Im Gewann Mönchhofmatten, dort wo sich heute das Weingut Huber erstreckt, befand sich damals der Gutshof der Mönche, auch »curia« genannt. Die Mönche brachten dort ihre hervorragenden Weinkenntnisse ein. Noch heute findet man in Rebsortenbüchern und verschiedenen Weinlexika für den Spätburgunder die Synonyme »Pinot Noir« und »Malterdinger«. Bei der Rotweinbereitung ist die traditionelle Maischegärung ein wesentlicher Schritt. Hinzu kommt bei Huber eine rigorose Ertragsreduzierung. Aber auch die dichte Bepflanzung führt zu geringen Mengen pro Rebstock. Die überwiegend biologisch angebauten Trauben werden teilweise mit Hefen spontan vergoren. Die besten Rotweine reifen anschliessend bis zu 18 Monate auf der Hefe, vorwiegend in neuen Fässern aus Burgunder-Eiche. Dadurch verschmelzen die Tannine und Fruchtaromen des Spätburgunders mit den Holzeinflüssen und die Weine entwickeln eine vielschichtige Duft- und Geschmacksfülle.

Bernhard Hubers Philosophie war es, alle Weine langsam und vollständig vergären zu lassen und ihnen eine besonders lange Lagerung auf der Hefe zu gönnen. Seit dem Jahrgang 1988 werden die Weine unfiltriert abgefüllt. Leider ist Bernhard Huber im Juni 2014 nach langer Krankheit viel zu früh verstorben. Bereits während seines Önologiestudiums übernahm sein Sohn Julian die Leitung der Weingärten und des Kellers. Die Handschrift des jungen Winzers ist bereits seit dem Jahrgang 2012 gut erkennbar: Bei der Neuanlage von Weinbergen wird eine sehr hohe Pflanzdichte von bis zu 13.000 Rebstöcken pro Hektar verwendet und jeder Rebstock einzeln geschnitten. Bei den Grossen Gewächsen wird nur ein Ertrag von 35 Hektolitern pro Hektar erzielt, was extrem geringe Mengen pro Rebstock bedeutet. Für den Spätburgunder werden nur ausgewählte Klone aus dem Burgund gepflanzt. Die Ernte erfolgt ausschliesslich durch selektive Handlese. Im Keller werden dann die besten Spätburgunder in offener Maischegärung vergoren, wobei Julian immer auf dem neuesten Stand der burgundischen Tradition ist. Bernhard Huber hat sein Weingut in die absolute Spitze der deutschen Spätburgunder katapultiert, nur der Pfälzer Friedrich Becker spielt in Deutschland in dieser Liga. Julian wird das Erbe seines Vaters sicher erfolgreich weiterführen. Seit 2014 hat er auch beim Chardonnay seinen ganz eigenen Stil entwickelt, der derzeit in Deutschland einzigartig ist.

Maltendinger Chardonnay Alte Rebe Huber in der Flasche

Malterdingen Chardonnay ein Wein von Weltklasse

Selten hat ein Wein so polarisiert wie Julian Hubers Chardonnay von alten Reben. Man kann es nicht mehr genau datieren, aber vor etwa drei bis vier Jahren sorgte sein neuer Stil für Furore und Aufregung. Ein Chardonnay, der den grossen Vorbildern der noch grösseren Burgunder von Meursault, Chassagne-Montrachet und Co. in nichts nachsteht. Sogar mit einem kleinen Anteil deutscher Klone, die in den 1990er Jahren gepflanzt wurden, auch wenn das Gros inzwischen französisches Klonmaterial ist. Das unglaubliche Wissen um die Vinifikation weisser Burgunder, das Julian Huber wie kein anderer auf einem Niveau beherrscht, das hierzulande seinesgleichen sucht, macht den Wein so einzigartig. Der Vinifikation geht eine bewusst frühe Lese voraus. Da das Traubenmaterial ohnehin eine höhere Reife aufwies, verzichtete Julian hier auf lange Maischestandzeiten. Er zieht es vor, die Trauben mitsamt den Stielen auf einer Spindelpresse zu pressen (etwa eineinhalb bis zwei Stunden). Nachdem sich der Trub einige Zeit vom Saft getrennt hat, kommt der gepresste Traubensaft in den Tank und anschliessend ins Holzfass.

Das Ergebnis ist ein Chardonnay, dessen edle Reduktion seine Mineralität unterstreicht und bei dem der Holzeinsatz sehr subtil ist. Denn was wir hier riechen, ist kein extremes Toasting neuer Barriques, sondern eine bewusst zart oxidative Behandlung zu Beginn der Vinifikation, die dann während des Ausbaus bewusst reduktiv gehalten wurde. Das gibt dem Wein eine Frische und ein Reifepotenzial, das einzigartig ist. Dafür muss man diesem Weintyp in seiner Jugend bewusst etwas mehr Geduld entgegenbringen. Geben Sie dem Chardonnay ein bis zwei Stunden in der Karaffe. Dann kommt eine feine Würze zum Vorschein, die von edler Frucht in Form von Birnen, Äpfeln und etwas Marzipan abgelöst wird. Am Gaumen gewinnt der Chardonnay an Textur und Salzigkeit und legt seine abweisende „Kantigkeit“ ab. Julian füllt diesen Wein ungefiltert ab, was ihm eine sehr angenehme Textur und Tiefe verleiht. Das Ergebnis ist ein würziger Chardonnay, dessen Druck am Gaumen einzigartig ist und dem Wein eine Kraft verleiht, die ohne üppige Frucht und ohne stark geröstetes Barrique auskommt. Ein Stil, den wir über alles schätzen und den unserer Meinung nach derzeit niemand in Deutschland so souverän umsetzt. Definitiv einer der aufregendsten Weine seiner Preisklasse und er gehört somit für uns jedes Jahr in unser Weinlager gelegt. Man kann damit einfach nichts falsch machen.