Das Burgund steht womöglich an einem Scheideweg. Wird nach 2021 und 2022 noch alles sein wie früher?

Die Reise durch Burgund, eine Region, die so reich an Geschichte ist, dass selbst die Reben Geschichten zu erzählen haben, ist ein Abenteuer für die Sinne, vor allem wenn es um das Wein geht. Wenn man durch die malerischen Landschaften schlendert, könnte man fast meinen, die Rebstöcke flüstern einem die Geheimnisse des perfekten Burgunders zu. Doch in den letzten Jahren hat sich etwas verändert; es fühlt sich an, als stünde Burgund an einem historischen Scheideweg, fast so dramatisch wie ein Shakespeare-Drama, nur mit mehr Wein und weniger Monologen.

Die Weinwelt von Burgund befindet sich in einem Zustand der Metamorphose, ähnlich wie ein Teenager, der herausfindet, dass er eigentlich königliches Blut in seinen Adern hat – eine aufregende, aber auch ziemlich komplizierte Entdeckung. Die Region, die früher eher für ihre bodenständigen Winzer bekannt war, zieht nun Investoren an, die so reich sind, dass selbst Scrooge McDuck blass vor Neid werden würde. Und mit dem Einstieg von Giganten wie LVMH könnte man meinen, Burgund bereite sich darauf vor, den roten Teppich auszurollen, falls Hollywood beschliesst, „Die Trauben des Zorns 2“ zu drehen.

Die historischen Grands Crus, wie Clos de Tart und Clos des Lambrays, sind jetzt unter der Führung dieser neuen Weinadeligen, die mehr Glanz in die Region bringen, als es Glitzer auf einer Discokugel je könnte. Die Übernahmen und strategischen Verschiebungen, wie die von Bouchard Père & Fils oder Chablis William Fèvre, könnten fast als Drehbuch für einen Thriller dienen, bei dem es um Macht, Intrigen und natürlich um exzellenten Wein geht.

Der Boden in Burgund, insbesondere in den Top-Gemeinden, ist mittlerweile so wertvoll, dass man fast erwarten würde, Goldnuggets zwischen den Reben zu finden. Die Preise für einen Hektar Land können einen dazu bringen, nostalgisch an Zeiten zu denken, in denen man noch mit „nur“ einer Million Euro als reich galt. Diese Entwicklungen haben dazu geführt, dass die kleinen Familien-Domaines, die schon seit Generationen Wein anbauen, nun mit der Realität konfrontiert werden, dass sie eventuell in einem Porsche-Navi nach dem Weg zu ihren eigenen Weinbergen suchen müssen.

Das Wetter spielt in Burgund ebenfalls eine Hauptrolle, fast so als hätte Mutter Natur beschlossen, sich als Dramaturgin zu versuchen. Die Jahrgänge 2021 und 2022 könnten nicht unterschiedlicher sein, was die Witterungsbedingungen angeht, und bieten damit genug Stoff für eine Miniserie. Das Jahr 2021, mit seinem regenreichen, kühleren Charakter, könnte als das „Back to the roots“-Jahr betrachtet werden, eine Art nostalgische Rückkehr zu den klassischen, frischen und strukturierten Burgundern, die an die kühleren Profile vergangener Jahrzehnte erinnern.

„The 2021 whites are much more successful than those produced in Burgundy’s last vintage defined by frost, 2016.“ William Kelly

Auf der anderen Seite steht 2022, das als das „heisseste Ticket in der Stadt“ gilt, zumindest was die Temperaturen angeht. Es war so heiss, dass selbst die Trauben ins Schwitzen kamen. Doch wie bei jeder guten Story gibt es eine Wendung – trotz der extremen Unterschiede in den klimatischen Bedingungen, ähneln sich die Geschmacksprofile der Jahrgänge 2021 und 2022 mehr, als man es für möglich halten würde. Dies könnte der Beweis sein, dass in Burgund nicht nur exzellenter Wein hergestellt wird, sondern auch kleine Wunder vollbracht werden.

Die Weine aus 2021 erinnern uns daran, warum wir uns in Burgund verliebt haben: ihre berauschende Frische, die lebendige Säure und die kristallklare Transparenz, die das Terroir auf so elegante Weise zum Ausdruck bringt. Die Pinot Noirs sind so leicht und tänzerisch, dass man fast erwarten würde, sie bei „Dancing with the Stars“ zu sehen. Und die Chardonnays? Sie sind so zitrisch und minzig, dass sie fast als Sommercocktail durchgehen könnten.

2022 hingegen präsentiert Weine, die mit Kraft und Intensität punkten, fast so, als hätten sie während der Hitze Liegestütze gemacht. Doch trotz der Unterschiede teilen beide Jahrgänge eine unverkennbare Eigenschaft: Sie sind ein Fest für Burgund-Liebhaber und ein Beweis dafür, dass die Region inmitten der Veränderungen und Herausforderungen weiterhin Weine von aussergewöhnlicher Qualität hervorbringt.

The 2021 reds are supple, fleshy and perfumed, at their best uniting the concentration of low yields and surprisingly good phenolic maturity with the vibrant, perfumed profiles of a cooler vintage. William Kelly

Zum Abschluss lässt sich sagen, dass Burgund nicht nur an einem historischen Scheideweg steht, sondern auch am Beginn eines neuen Kapitels, das ebenso spannend ist wie die vorherigen. Mit einer Mischung aus Tradition und Innovation, navigiert Burgund durch die Herausforderungen der modernen Weinwelt. Und für uns Weinliebhaber bedeutet das: Die Reise geht weiter, mit einem Glas exzellenten Burgunders in der Hand, bereit, jede neue Wendung zu entdecken, die diese legendäre Weinregion für uns bereithält.