Das Jahr 2024 war zweifellos eine Herausforderung für die Winzer der Champagne. Nach einer anstrengenden Vegetationsperiode und einer vergleichsweise kleinen Ernte folgte vor Kurzem eine ernüchternde Botschaft der beiden Co-Präsidenten David Chatillon (Präsident der Union des Maisons de Champagne, UMC) und Maxime Toubart (Vorsitzender des Syndicat Général des Vignerons, SGV). Nach Monaten des Schweigens äusserten sich beide erstmals zu den rückläufigen Verkaufszahlen von Champagner und deren Auswirkungen auf die Wirtschaft der Region.

Dramatische Zahlen

In seiner Rede bei der Jahresversammlung der Association Viticole Champenoise (AVC), dem wichtigsten Termin im Kalender der Appellation, prognostizierte Chatillon für 2024 einen Absatzrückgang von etwa 10 % im Vergleich zu 2023. Er schätzte zudem einen Umsatzverlust von 5 %, was etwa 500 bis 600 Millionen Euro entspricht. Damit wird für 2024 ein Absatzvolumen von rund 269 Millionen Flaschen und ein Umsatz von 5,8 bis 5,9 Milliarden Euro erwartet.

Dies entspricht dem Verkaufsniveau von 1997 und ist – abgesehen von den pandemiebedingten Einbrüchen 2020 – das niedrigste seit 2002. Bereits 2023 war der Absatz um 8,2 % zurückgegangen, sodass die Verkäufe in den letzten zwei Jahren insgesamt um fast ein Fünftel (17,4 %) gefallen sind – ein Rückgang von 56,5 Millionen Flaschen.

Ursachen und Prognosen

Chatillon machte die unsichere wirtschaftliche und geopolitische Lage für die Entwicklung verantwortlich, betonte jedoch, dass es noch schlimmer hätte kommen können. Rund 85 % der Champagner-Verkäufe entfallen auf die EU, Grossbritannien und die USA, wobei Frankreich weiterhin der wichtigste Markt bleibt. Allerdings hat der französische Markt seit Januar 15 Millionen Flaschen weniger verkauft als im gleichen Zeitraum 2019.

Trotz einer leichten wirtschaftlichen Erholung in den USA, Europa und Frankreich gegen Ende des Jahres rechnet Chatillon nicht mit einem Verkaufsboom zum Jahresende. Tatsächlich deutete er sogar weitere Rückgänge an.

Die vorläufigen Verkaufszahlen für November zeigen ein Gesamtjahresziel von 271,2 Millionen Flaschen, rund zwei Millionen mehr als in seiner Rede prognostiziert. Dennoch warnte er, dass zukünftige Erträge reduziert werden müssten, falls die Verkäufe nicht anziehen, um ein Überangebot und damit verbundene Preisverluste zu vermeiden.

Preisproblem und Imageverlust

Einer der Hauptgründe für die sinkenden Verkaufszahlen liegt laut Chatillon in einer gewissen Preissättigung bei den Verbrauchern. Die Herstellungskosten für Champagner sind hoch, und trotz steigender Preise konnten die Produzenten ihre Gewinnmargen nicht erhöhen. Gleichzeitig hat das aggressive Preissetzungsverhalten nach der Pandemie viele Kunden verärgert, was Toubart in seiner Ansprache ebenfalls hervorhob.

Neben den Preisen wird Champagner zunehmend durch andere Schaumweine verdrängt. In den USA greifen Konsumenten häufiger zu Prosecco, während in Großbritannien englischer Sekt und Crémant beliebter werden. In Frankreich verlieren Champagner-Marken an Marktanteilen zugunsten ausländischer und anderer AOP-Schaumweine.

Jüngere Verbraucher sind zudem enttäuscht von der fehlenden ökologischen Ausrichtung und durch soziale Skandale der Branche. Hinzu kommt, dass viele Champagner nicht mehr die Qualität bieten, die mit ihrem Preis assoziiert wird.

Appell zur Einheit

Die Co-Präsidenten betonten die Bedeutung eines geeinten Auftretens der Champagne, um den aktuellen Herausforderungen zu begegnen. Kritik an der Appellation, sei es in sozialen Medien oder der Presse, wurde als kontraproduktiv abgetan. Dennoch scheint es fraglich, ob die Strategie, Umweltvorschriften abzuschwächen und Qualitätsprobleme zu ignorieren, die gewünschte Wirkung erzielt.

Fazit

Die aktuellen Verkaufszahlen zeigen, dass die Champagne den Erwartungen vieler Verbraucher nicht mehr gerecht wird. Um ihre Spitzenposition im Schaumweinmarkt zu behaupten, sind tiefgreifende strukturelle Veränderungen notwendig. Bislang scheinen die Verantwortlichen jedoch zu hoffen, dass die Probleme von selbst verschwinden – ein Ansatz, der kaum zukunftsfähig ist.

Dieser Artikel erschien das erste Mal auf wine-searcher.com